Normalerweise beginnen Adrian und sein Vater Hans um zirka 6 Uhr morgens auf der Alp mit dem Melken der Ziegen und Kühe. Doch heute ist es anders: Seit zwei Nächten konnten die Ziegen nicht in den Stall zurückgetrieben werden, weil sie sich in zu steilem Gelände befinden und die grenzenlose Freiheit geniessen. Die Tiere können sich rund um die Alp frei bewegen und fressen. «Wir geben unser Bestes. Aber manchmal ist es für uns zu steil und wir kommen nicht an die Tiere ran. Dann müssen sie über Nacht draussen bleiben», erklärt Adrian ein bisschen besorgt. Gegen 10 Uhr machen sich Adrian und Hans erneut mit ihren drei Triebhunden auf die Suche nach ihren Ziegen ...
Je mehr Ziegen in einer Herde sind, desto höher klettern sie.
Liebevoll ordnet Adrian die munteren Ziegen im Stall – jede hat ihren eigenen Platz – und melkt sie anschliessend. Heute kommt einiges an Milch zusammen, obwohl es gegen Ende des Alpsommers zugeht. Wann immer Adrian auf der Alp ist und Zeit hat, hilft er der Mutter beim Käsen – so wie heute. Adrian trägt die vollen Milchkannen ins Esszimmer und leert sie in den grossen Kupferkessel über dem Feuer. Rund 120 Liter haben darin Platz, was am Ende etwa 12 Kilo Käse ergibt. Wenn die Milch 37 Grad warm ist, wird der sogenannte Käsebruch mit dem Käsetuch und viel Kraft herausgehoben und in die bereitgestellten Formen gepresst – so fest, dass keine Löcher entstehen.
Wenn die Sommerferien gegen Mitte August zu Ende gehen, muss Adrian zurück ins Tal und in die Schule. Das stimmt ihn traurig, denn die Tiere bleiben noch bis Mitte September, bis zum Alpabzug, oben auf der Alp. Dann kann es vorkommen, dass Adrian in der Schule sitzt und mehr an seine Ziegen und Rinder denkt, als dem Lehrer zuzuhören. Zum Glück kann er an den Wochenenden hoch auf die Alp und zu seinen Tieren. Mit ihnen spielen oder sie einfach stundenlang beobachten. Für Adrian ist klar: Er möchte den elterlichen Betrieb eines Tages übernehmen. Und am liebsten 20 Ziegen haben, sodass er auch im Winter im Tal käsen kann.