Eine Brache mitten in der Stadt, lange Schlangen vor Bierständen, eine ungezwungene Atmosphäre. Das ist das ZAPF! Das ist das Craft Beer Festival von Bern, wo Feinschmecker zu Bierbrauern von nebenan finden und es (noch) unbekannte Berner Biere zu entdecken gibt. Vor allem aber gibt’s hier auch ganz viele Menschen, die reden, Bier trinken und zuhören. Am ZAPF! auf der Warmbächli-Brache wird das Lebensgefühl der Stadt zelebriert. Mit dabei sind Alexander Balajew, den alle Bali nennen, und Lukas Hasler von der Brauerei Schuum. Ihr Bier gehört zu den Berner Stadtbieren, die eine Erfolgsgeschichte erzählen.
Die beiden verbindet nicht nur ihre Leidenschaft für Bier, sie spielen auch beide in einer Band. Vor einigen Jahren haben sie in der Waschküche einer 2.5-Zimmerwohnung mit dem Bierbrauen angefangen. Sie probierten und tüftelten so lange, bis ein gutes Bier entstand – eines, das ihnen schmeckte.
Bali und Lukas haben ihr Bier Schritt für Schritt, Jahr für Jahr verbessert und sind irgendwann in ihre heutige Kleinbrauerei auf einem Industrieareal in Bern Bümpliz umgezogen. Hier feilen sie weiter an verschiedenen Biersorten, pröbeln, ändern. Die Schuum-Biere werden immer beliebter und an den regelmässigen Rampenverkäufen drängen sich die Bernerinnen und Berner. Ein Geheimrezept haben die beiden Bierbrauer nicht. Allerdings geben sie dem Bier viel Zeit. Bis zu vier Wochen lassen sie es gären, bevor sie die Flaschen abfüllen. Das Bier von Schuum steht für Qualität und für kleine Mengen.
Unser Bier steht für wirklich von Hand gemacht. Für viel Liebe.
Gleich neben der Mikrobrauerei Schuum liegt das Freibad Weyermannshaus. Es ist das grösste Schwimmbecken Europas und Treffpunkt für Einheimische. Der Berner «Place to be» ist während den warmen Monaten jedoch die Aare. Das Flussschwimmen hat in Bern Tradition wie kaum in einer anderen Stadt der Welt. Die Aare ist sozusagen die Lebensader der Bernerinnen und Berner. Hier kühlen sich einfache Arbeiter und Politikerinnen gleichzeitig ab. Bali und Lukas mögen das Freibad und den Fluss, sind jedoch öfter neben dem Wasser anzutreffen. Wenn sie nicht gerade am Brauen sind, dann findet man sie im Tonstudio der Band Troubas Kater. Bei dieser spielt Bali Schlagzeug. Das Studio Groovefactory befindet sich in der Nähe des Kulturzentrums Dampfzentrale, nur einen Steinwurf von der Aare entfernt.
Auf den ersten Blick haben Bierbrauen und Musizieren wenig gemeinsam. Bali allerdings sagt: «Ich sehe mich nicht als wahnsinnig grossen Künstler in der Musik, sondern als Handwerker». Troubas Kater ist eine achtköpfige Band, eine kunterbunte Kombo, wie sie sich selbst nennt. Alle sind ehemalige Strassenmusiker. Sie machen Mundart, Rap, Chanson, Folk, Rock, Hiphop «und alles, was sich ihnen sonst noch in den Weg stellt». Sie spielen von kleinen, fast schon intimen Konzerten bis zu grossen Openairs, wie dem Gurtenfestival auf dem Berner Hausberg, alles. Und sie haben den einen oder anderen Song geschrieben, der sich in die Berner Seele eingebrannt hat, der den Takt dieser Stadt widerspiegelt.
Doch was ist dieser Takt von Bern? Bali beschreibt ihn so: «Er ist sicher einen Tick langsamer, als der Rhythmus anderer Städte. Dafür ist alles, was die Menschen dieser Region machen, qualitativ hochstehender. Weil man sich mehr Zeit nimmt. Und diese Zeit kann man sich nehmen, weil das Gegenüber nicht erwartet, dass von heute auf morgen sofort etwas passiert. ’Mal schauen’ ist so ein bisschen das Wort in Bern. Das bedeutet, dass man die Freiheit hat, sich alles in Ruhe nochmals zu überlegen. Sagt man dann aber ja, dann macht man es auch. Dann zieht man es durch. Nicht schnell, schnell, dafür richtig.»