Von der Quelle in den Aargletschern bis nach Brienz
Von der Quelle im Herzen der Gletscherlandschaft am Finsteraarhorn bis zum türkisblauen Brienzersee – auf der ersten Etappe unserer Aare-Reise erleben wir die Bergwelt hautnah, durchqueren eine dramatische Schlucht und bestaunen einen spektakulären Wasserfall. Ausserdem wandern wir auf Sherlocks Spuren und schauen den „Schnitzler“ von Brienz über die Schulter.
Für die erste Etappe steigt man am besten in die öffentlichen Verkehrsmittel. Dabei lernt man auch gleich eine Vielfalt an Transportmitteln kennen, die typisch sind für die Schweiz: Postautos, Standseilbahnen, Schiffe und Züge.
Grimselwelt: Auf der Suche nach der Quelle
Der schönste Weg zur Quelle der Aare führt über das Grimsel Hospiz. Am besten zieht man frühmorgens los, nimmt in Innertkirchen den Bus bis zum markanten historischen Hotel mit den roten Läden, stärkt sich dort bei Kaffee und Kuchen für die anschliessende 2,15 Stunden Wanderung Richtung Oberaar. Vom Grimsel Hospiz aus geht’s mit der Oberaarbahn über den Grimselsee bis hin zum Oberaarsee. Während der 30-minütigen Reise in zwei Sektionen erlebt man die atemberaubende Berg- und Granitlandschaft aus ganz neuer Perspektive. Vom Berghaus aus dauert es anschliessend 2 Stunden entlang dem Oberaarsee bis zum Oberaargletscher und zurück. In diesem Gebiet startet die Aare zu ihrer 295 Kilometer langen Reise bis nach Koblenz, wo sie in den Rhein mündet. Weil die Quelle im Innern des Gletschers liegt, bleibt sie für die Wanderer unsichtbar. Der Blick auf die dramatische Gletscherlandschaft mit ihren schroffen Felsen, den monochromen Farben und den zahlreichen Rinnsalen, Bächen und Wasserfällen, entschädigt einen aber mehr als gebührend dafür. Mit der Oberaarbahn gelangt man schlussendlich zurück zum Ausgangspunkt, Grimsel Hospiz.
Die Quelle der Aare
Grimselwelt: Ein pures Abenteuer
Es lohnt sich, noch einen Tag in der faszinierenden Grimselwelt zu verweilen. Hier gibt es einiges zu entdecken: Zum Beispiel die mächtige Staumauer im Aaretal aus den 1950er-Jahren oder die Turbinen der Kraftwerke, die im Innern des Berges Tag und Nacht auf Hochtouren laufen. Das aufregendste Erlebnis ist die Fahrt mit der Gelmerbahn. Auf der kurzen Strecke zum Gelmersee hinauf überwindet sie eine Steigung von bis zu 106 Prozent. Das rote Züglein kriecht langsam den Hang hinauf – damit man die Hühnerhaut, die einem der Tiefblick ins Tal beschert, so richtig auskosten kann. Am Ziel lockt die Landschaft um den Gelmersee zum gemütlichen Spazieren, und später, nach der nicht minder steilen Rückfahrt, fährt einen das Postauto wieder zurück ins Tal.
Gelmerbahn
Innertkirchen: Die Dramatik der Aareschlucht erleben
Auf ihrem Weg von der Grimselwelt hinunter zum Brienzersee fliesst die Aare durch das Haslital und muss im unteren Teil des Tals den „Kirchet“ überwinden – den Felsriegel, der sich hier quer in die Landschaft geschoben hat. Im Laufe der Jahrtausende hat das Wasser einen 1,4 Kilometer langen, bis zu 200 Meter tiefen Weg durch den Stein gefressen: die Aareschlucht. Heute ist der dramatische Weg durch den Felsen dank gut ausgebauten Stegen streckenweise sogar für Kinderwagen und Rollstühle begehbar. Die Wanderung durch die Schlucht dauert rund 45 Minuten. Zurück nach Meiringen gelangt man mit der Meiringen-Innertkirchen-Bahn in einer knappen Viertelstunde.
Aareschlucht
Meiringen: Auf den Spuren Sherlocks wandeln
Genau genommen haben die Reichenbachfälle und die Aare nicht viel gemeinsam – ausser dass beide aus Wasser bestehen. Aber wer in Meiringen weilt, darf das spektakuläre Getöse der sieben Wasserfälle, die zusammen eine dreihundert Meter hohe Kaskade bilden, auf keinen Fall verpassen. Genauso wenig wie die Fahrt in der nostalgischen Reichenbachfall-Bahn, die die Besucher seit 1899 in die Höhe bringt. Der Blick von der Aussichtsterrasse oben auf das tobende Wasserspektakel, wo einst der berühmte Kampf zwischen Sherlock Holmes und seinem Erzfeind Moriarty stattgefunden hat, ist spektakulär. Anschliessend setzt man sich in die Zentralbahn, die einen in nur 11 Minuten weiter nach Brienz fährt.
Reichenbachfall-Bahn
Brienz: Den „Schnitzlern“ über die Schultern schauen
In Brienz ergiesst sich die Aare in den See und fliesst Richtung Thunersee weiter. Bevor man ins Schiff steigt und sich durch die postkartenreife Kulisse nach Thun schippern lässt, sollte man sich in Brienz ein paar Stunden der „Schnitzlerkunst“ widmen, wie die Holzschnitzerei hier genannt wird. Seit Generationen sind die Brienzer mit diesem Handwerk verwachsen: Schon im 19. Jahrhundert wurden in Brienz Holzbildhauer ausgebildet; ihre Werke sind im Schweizer Holzbildhauerei Museum ausgestellt. Dass die Tradition in Brienz bis heute sehr lebendig ist, beobachtet man in den verschiedenen Geschäften im Dorf, wo man den Fachmännern und -frauen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen kann.
Schweizer Holzbildhauerei Museum